Olek Konrad Witt


Olek Konrad Witt
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Der Tod ist ein Meister aus D – Eine theatrale Installation


Premiere am 16.10.2020, 19 Uhr.
In seiner berühmten Todesfuge schreibt Paul Celan: „Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland er ruft streicht dunkler die Geigen dann steigt ihr als Rauch in Luft“. Für die deutschen Nazi-Meister waren die schönen Künste vereinbar mit der Effizienz ihres mörderischen Handwerks. Umso dringlicher fragt Celan nach den Möglichkeiten der dichterischen Sprachkunst. Ist sie eine adäquate Form der Erinnerung, abseits von Zahlen und Daten? Kann sie das Unbegreifliche nahbarer machen?
Innerhalb der Räume der ehemaligen Haft und Hinrichtungsanstalt Münchner Platz Dresden nähern wir uns diesen Fragen. Durch sechs Stationen wandernd begegnen dem Publikum kurze Performances, die sich der Sprache des bedeutendsten deutschsprachigen Dichters des 20. Jahrhunderts, der vor 100 Jahren in Czernowitz geboren wurde, annähern. Ziel ist dabei nicht die Entschlüsselung, sondern eine einfühlsame Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und der Gegenwart. Neben Celan kommt auch die in Auschwitz ermordete Ilse Weber (1903-1944) mit ihren Märchen, Gedichten und Liedern zu Wort. Während Ilse Weber mit ihren Texten Trost und Hoffnung vor allen den Kindern in Theresienstadt und Auschwitz spenden wollte, ist Celans Dichtkunst als ein Versuch zu verstehen die deutsche Sprache zu „heilen“. Heilen von den Parolen, Deformierungen und der Propaganda der Nazi Ideologen und den ihnen skrupellos dienenden kalten Justiz Henkern, Verwaltungs Bürokraten und Wirtschafts Unternehmern. Das Schaf aus Lidice, das in einer Erzählung Jiří Weils (1900-1959) in Theresienstadt von der SS geschlachtet wird, und dessen Schicksal wir aufgreifen, wo weidet es heute? Seine Artgenossen grasten 1957 im kalten Frieden vor der Ruine der Frauenkirche. Während das Zerstörte inzwischen auch in Dresden wiedererrichtet und rekonstruiert ist, laufen wir Gefahr, dass Spuren des Unheils verdeckt, verdrängt und vergessen werden und ein neuer Boden für altes Unheil entsteht. Der Missbrauch der deutschen Sprache in der Zeit 1933 1945 wird von den heutigen Nationalisten und Populisten aufgegriffen.
„Der Tod ist ein Meister aus D.“ ist eine Arbeit von re-Publik Performance um den deutsch-polnischenRegisseur Olek Konrad Witt. Thematische Schwerpunkte von re-Publik Performance sind soziokulturelle Fragen und ein politischer Dialog in einer weltoffenen Gesellschaft. Das Künstler*innen Kollektiv versteht Theater als Form einer interaktiven Begegnung, indem vor allem nicht theatrale Orte wie öffentliche Plätze und Räume bespielt werden. 2019 rief re-Publik Performance anlässlich des 30jährigen Jubiläums der Friedlichen Revolution die Zärtliche Republik Sachsen aus. Im gleichen Jahr entstand die dokumentarische Performance „Was ist das Herz unserer Welt?“ Zum 100. Geburts und 50. Todestag von Paul Celan beschäftigt sich re-Publik Performance erneut mit Erinnerungskultur. Das Projekt, an dem auch Mitglieder des Gewandhaus Kinderchors Leipzig und die Choreografin Olimpia Scardi beteiligt sind, entstand in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden, DIE BÜHNE der TU Dresden , dem Münchner Platz Komitee e.V. und Mosaika e.V. Bischofswerda. Die Aufführungen finden im Rahmen der Tschechisch Deutschen Kulturtage 2020 am 16. und 17. Oktober, 19:00 Uhr in der Gedenkstätte Münchner Platz Dresden statt.
Gespielt wird an wechselnden Orten und teilweise im Freien. Der Eintritt ist frei. Reservierung ist unter www.tdkt.info erforderlich.
Das Projekt wird gefördert von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und der Stiftung Sächsischer Gedenkstätten.